WIE ALLES BEGANN…
(aus der TR-Info 01/2009)
30 und mehr Jahre
TR- Register Deutschland
Von Beifahrerin Christel und Fahrer Peter Sänger (Nr.5), Hamburg©
Wir schreiben das Jahr 1974.
So langsam kamen wir in das Alter, wo wir es gerne etwas bequem hatten.
Wir waren immerhin schon 25 und 28 Jahre und die ewige Diskussion, wer nun das komfortable Auto nimmt oder mit der Bahn fahren darf, war einfach nervig, besonders bei schlechtem Wetter und so beschlossen wir: Ein zweites Auto musste her.
Aber nur was für eines?
VW Käfer hatten wir schon einmal. Eine Ente? Drollig, aber irgendwie viel zu langsam… also in die Tageszeitung geguckt, ob da was zu finden ist.
Anzeige gefunden, wo ein TR2 angeboten wurde... großes Grübeln…TR2?
Keine Ahnung, aber neugierig, somit nicht lange gezögert, sondern gleich angerufen, Termin abgemacht und los ging‘s.
Und da stand er nun, in der strahlenden Mittagssonne, klein, schwarz und irgendwie süß, mit den Glubschaugen (Scheinwerfern), er hatte zwar kein Dach, aber was soll‘s, der Sommer lag ja vor uns.
Schnell wurden wir uns mit dem Verkäufer bei einem Bier einig und für 2.600,- DM wechselte der Wagen in unseren Besitz über.
Dass der Fahrersitz sich nicht verstellen ließ, weil er ein wenig eingerostet war und ich ein Kissen brauchte um an die Pedalen zu kommen, schmälerte meine persönliche Fahrfreude auf dem Weg nach Hause überhaupt nicht, auch dass der Auspuff mit seinen geschätzten 140 Dezibel sich mehr als sportlich anhörte, beeindruckte mich wenig…. im Gegenteil, er hörte sich einfach nur toll an.
Endlich angekommen haben wir das kleine Prachtstück erst mal begutachtet.
Okay… hier und da ein paar kleine Lackschäden, etwas Rost, aber mein Peter ist ja nicht ungeschickt und würde das schon mit etwas Politur und Spachtel richten können (dachte ich) und dass der Wagen nur ein paar läppische, englische Papiere und Nummernschilder hatte, darüber machten wir uns keinen Kopf… hätten wir aber mal tun sollen.
1974 steckte selbst der TÜV mit seinem Wissen noch in den Kinderschuhen… jedenfalls in Hamburg.
Kaum jemand, der wusste wie man so ein altes englisches Fahrzeug ordnungsgemäß zulassen konnte. Wir lernten tagsüber Zolldeklaranten und Ignoranten kennen und abends versuchten wir dem TR ein nettes Aussehen zu verschaffen.
Aber so ganz ohne professionelle Hilfe ging‘s nun wirklich nicht und wir brachten den Wagen in eine Werkstatt, um die gröbsten (sichtbaren) Mängel beseitigen zu lassen.
Die Türen hatten die Konsistenz eines Naturschwamms und mussten geschweißt werden, was ja eigentlich kein Problem darstellen sollte… wären da nicht die Obsttüten (aus Papier) zur Isolierung in den Innentüren gewesen, denn diese waren gleich Feuer und Flamme, als der Schweißer kam. Nur der schnelle Löschtrupp verhinderte Schlimmeres.
Dann waren da noch die Bodenbleche, die man zur Stabilisierung mit Brotdosen von der englischen Armee aufgepeppt und draufgepoppt hatte, sehr hübsch, selten und echt originell, aber leider für den TÜV nicht hübsch genug.
Viele Wege mussten wir doppelt gehen, sozusagen von Pontius bis Pilatus, aber mit der uns angeborenen Hartnäckigkeit und hanseatischer Gelassenheit haben wir es dann doch endlich geschafft!
Der TR war ein ordnungsgemäßes, Deutsch zugelassenes Auto.
(Foto von 2008)
Aber auch ein sehr einsames… somit spielten wir mit dem Gedanken, einen Aufruf in der Tageszeitung zu starten, nach dem Motto: „Wer kennst so ein Auto und kann uns weiterhelfen“. Da entdeckten wir im Hamburger Abendblatt (große HH- Tageszeitung) eine Anzeige, von TR-Fahrern, die Gleichgesinnte suchten.
Gleichgesinnte?? Das waren doch wir!?!… YIEPPIE!
Es war wie ein Wink des Schicksals, wir haben nicht eine Sekunde gezögert und die angegebene Nummer gewählt und uns gleich für den nächsten Abend verabredet.
Also ich mich schick gemacht, mein Peter, immer noch Derselbe von heute und von Haus aus schick, unseren Hund frisch gestriegelt und kurz angeleint, klingelten wir bei der angegebenen Adresse.
Die Tür öffnete sich ein wenig und mit einem leisen Fauchen schlüpfte eine Kampfkatze auf unseren verdutzen Hund zu und begrüßte ihn mit einen Hieb auf seine kleine empfindliche Gumminase, vor Schreck haben wir die Leine losgelassen und so konnten sich Hund und Katze in Ruhe und unter Ausschluss der Öffentlichkeit kennenlernen.
Nach geraumer Zeit gesellte sich unser Hund wieder zu uns und wich auch nicht mehr von unserer Seite, was in Anbetracht seiner lädierten Nase durchaus verständlich war.
Die Katze hatte klar Heimvorteil und ging als Sieger aus dem Begrüßungsritual hervor.
Vor uns stand eine junge Frau und lachte uns an, wobei ich kurzfristig den Eindruck hatte, sie lachte uns aus, aber als wir ins Wohnzimmer kamen, wusste ich auch warum.
Saßen doch da vier Typen, alle langhaarig und bärtig - und mein Peter, wie immer modisch leger, passte perfekt mit seinen langen Haaren und Vollbart zu ihnen….somit waren es fünf sehr ähnlich aussehende Männer plus weiblichem Anhang.
Monika und Ches Szczesny
Uwe Wichmann
Angelika und Winfried Harwart
Eva und Bernd Hagemeier
Und nun, mein Peter…und ich
Monika und Ches Szczesny hatten die Suchanzeige aufgegeben und damit den Stein der TR-Registergründung ins Rollen gebracht.
Es wurde ein lustiger Abend und wir waren einfach alle nur froh, Gleichgesinnte gefunden zu haben, endlich Menschen, die Verständnis dafür hatten, dass man sich mit solch altem Blech auf die Straße wagte.
Denn zur damaligen Zeit war es überhaupt nicht selbstverständlich, eine Strecke von 10 oder sogar mehr Kilometer pannenfrei zurückzulegen.
Die Vollausstattung für eine evtl. Unterwegs- Reparatur bestand, jedenfalls bei uns, aus Isolierband, Halbzollschlüssel, einer Rolle Draht und einer Wasserpumpenzange, nun wir wussten es ja auch nicht besser. Null Plan und noch weniger Ahnung *g*
Gott sei Dank…
Heute gibt’s im Notfall und absoluter Ahnungslosigkeit die Gold Card vom ADAC.
Aber wir waren jung und voller Enthusiasmus, immer gut anzukommen, was meistens nicht so ganz pannenfrei gelang… und immer auf der Suche nach mehr von „SOLCHEN“ Autos.
Sehr schnell vergrößerte sich unser Anfängerkreis, keine Ahnung, wo auf einmal die Autos incl. Fahrer herkamen. Die kleine Ersttags-Runde traf sich nun regelmäßig und Bernd leitete alles in die Wege, aus unserem schraubwütigen Haufen nun einen geordneten und vor allem eingetragenen Verein zu machen.
Wir hatten viele Ideen, wie wir uns nennen könnten, aber was lag näher als sich dem englischen „Mutterverein“ anzuschließen und so nannten wir uns TR-Register Deutschland.
Ziemlich hochgestochen für die paar Leute, aber vielleicht ahnten wir schon… lange bleiben wir wohl nicht alleine *g*
Monika Szczesny scheute nicht den Weg nach Welton Park zur International Standard Triumph-Rallye, wo sie unseren Club vorstellte. Die Engländer waren erfreut über unsere Aktivitäten und versprachen uns jegliche Unterstützung, wie zum Beispiel dem Austausch der Mitgliederlisten.
Allerdings war die damalige Kommunikation nicht ganz so einfach, E-Mail, Internet… was war das? Faxgeräte… sehr selten, also blieb nur das Telefon oder die gute alte Post.
Rundschreiben wurden auf der Schreibmaschine getippt und dann durch Winfried kopiert, getackert und verschickt.
Natürlich wurden auch, wie in jedem guten Verein, die Ämter vergeben:
Präsident: Ches Szczesny
Vorstand: Winfried Harwart
Protokoll: Monika Szczesny
Kasse: Horst Liedtke
Technik: Guido Lorenz
Redaktion: Robert Gratzer
Ches Szczesny gab sein Präsidentenamt nach kurzer Amtszeit an Bernd Hagemeier ab, der dann bis 2008 dieses Amt inne hatte.
Robert Gratzer brachte unserer TR-Zeitung das „Laufen“ bei und gab dann sein Amt an Dieter Wünsch weiter, welches Dieter bis zu seinem Tode inne hatte und heute von seiner Frau Marlene (und nun, ab 2010, deren Tochter Johanna* Anm. d. Red.) weitergeführt wird.
Knapp 6 Monate nach unserem ersten Kennenlernen beschlossen wir „ein echtes Treffen muss her“ und so tat jeder was er konnte, aktivierte Gott und die Welt und so kam es wie es kommen musste, das erste TR-Deutschland-Treffen fand am 1+2. Mai 1976 in Rantzau statt.
Im Unkostenbeitrag von 20,-DM p. P. waren alle Mahlzeiten (Abendbrot am 1. Mai, Frühstück und Mittagsessen (Erbsensuppe vom Dreibein) am 2. Tag und nicht zu vergessen der Begrüßungstrunk), enthalten.
Eine Wiese, ein paar angemietete Zimmer für 24,- DM p.P. und Nacht, ein paar Zelte. Abends ein Lagerfeuer und jede Menge TR Begeisterung. Das perfekte Treffen!
Doch hatten wir keine wirkliche Ahnung, wie viele TRs kommen würden… oder ob überhaupt Jemand kommen würde.
Aber sie kamen, 34 TRs aus allen Ecken Deutschlands, sogar Dänemark war vertreten,
um an unserem 1. TR-Treffen teilzunehmen.
Als dann die ersten TRs tatsächlich anrollten war der Jubel groß, wir waren sofort eine Gemeinschaft, die sich auf Anhieb verstand.
Es war, als ob alle nur darauf gewartet hatten, endlich eine Wiese gefunden zu haben, wo man sich treffen und miteinander reden kann.
34 TRs auf einen Schlag, ein absolut überwältigender Anblick, wobei, nach dem heutigen Technik- Standard auch ein absolutes Wunder… denn die Ersatzteillage war eine Katastrophe und kaum jemand hatte überhaupt wirklich Ahnung von diesen Autos, bis auf ganz Wenige natürlich, aber jede Menge Leute mit phantastischem Halbwissen.
Aber ich glaube, gerade diese Mischung hat es damals ausgemacht, nichts zu wissen, aber es unbedingt wissen zu wollen.
Die Hilfsbereitschaft untereinander war einfach grenzenlos.
Ich erinnere mich gerne an das 2. TR-Treffen in Bocholt, wo unser kleiner TR2 schlapp gemacht hat und 300km über die Autobahn nach Hause abgeschleppt wurde, das Ganze im Schutzkonvoi von unzähligen TRs, die für unser Gespann den Weg frei machten und freihielten.
Natürlich gab es auch in Rantzau eine Sternfahrt, sogar schon mit Polizeieskorte, die aber doch etwas kürzer gehalten wurde als die heutigen Fahrten, denn es gab sehr wenige Autos, die lange Strecken ohne kleine Zwischendurch-Reparaturen durchhielten *g*
Tja, das waren die Anfänge vom TR-Register Deutschland e.V. und unser kleiner TR2 ist nun kein einsamer TR mehr, sondern ein kleiner Teil von einem großen Verein.
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