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Schottland georch
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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen!
 
Als wir im Ende des vergangenen Jahres von Eva und Carsten angesprochen wurden, ob wir an einer gemeinsamen Schottlandreise mit Linda und Detlef interessiert wären, sagten wir spontan zu. Mit beiden Paaren hatten wir in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass die Chemie stimmt. Dass aber unser Bericht über diese Reise mit unseren TR  so stark von dem der beiden anderen Paare abweichen würde, haben wir damals nicht geahnt.
Nicht, dass jetzt der Eindruck entsteht, wir hätten nicht harmoniert. Nein, es war das genaue Gegenteil. Aus diesem Grunde enthält unsere Reisebeschreibung weniger Darstellungen über die wirklich grandiose Landschaft, sondern vielmehr Empfindungen positiver zwischenmenschlicher Beziehungen.
Nach langer Planung traten wir am 05. Juli gegen Mittag unsere gemeinsame Fahrt in Richtung Nachtfähre/Iymuiden an. Unsere TR waren gut vorbereitet und neben den Insassen vollgestopft mit Werkzeug, Ersatzteilen und natürlich Wäsche zum Wechseln. Ursel und ich fuhren vor, es folgten Linda und Detlef, Carsten und Eva. In gewohnter Weise klappte die Kolonnenfahrt in einer solch kleinen Gruppe gut. Beim Einschiffen im Hafen trafen wir auf eine große Gruppe englischer Oldtimerfahrer mit ihren französischen Besatzungen auf ihrem Weg zu den Hebriden. Nach einer durchschlafenen Nacht erreichten wir in den Morgenstunden des 06.07. Newcastle und setzten uns umgehend in Richtung Glasgow/Oban in Bewegung. Die Sonne lachte und wir auch. Etwa 50 km vor dem Ziel trat dann das Ereignis ein, welches unseren gemeinsamen Urlaub einschneidend in eine nicht geplante Richtung führte.
Ursel und ich lachten nämlich nicht mehr, als wir ein mahlendes Geräusch vom linken Hinterrad vernahmen. Wir hielten abrupt an, und nach kurzer Diagnose musste ich feststellen, dass die Radlagereinheit an besagter Stelle ihren Dienst nicht mehr verrichten konnte. Es hatte sich wohl mindestens eines der beiden Wälzlager schlicht und ergreifend aufgelöst und verabschiedet. Unsere kurz danach auf der Suche nach unserem Verbleiben zurückgekehrten Reisegenossen begutachteten den Patienten mit demselben Ergebnis. Mir war sofort klar, dass ich den Schaden mit einer kompletten Radlagereinheit selbst reparieren konnte, aber erstens musste ich eine solche haben und zweitens auf irgendeine Weise ans Ziel kommen. Ein Anruf bei der Werkstatt meines Vertrauens stellte sicher, dass von dort das benötigte Ersatzteil nebst Werkzeug, welches wir nicht in unserem Fundus hatten, per Express an unsere Urlaubsadresse geschickt würde. Gleichzeitig sorgte unser Schutzbrief für einen Transport unseres TR mit Ursel und mir nach Kilchrenan. Den Ort kennt keiner, und die Wege dorthin führten zu längeren Diskussionen mit dem Fahrer des Abschleppwagens, ob diese überhaupt zu befahren seien. An dieser Stelle muss ich für Nachahmer bemerken, dass die serienmäßigen Abschleppösen unserer Fahrzeuge zum Verladen auf Tieflader mit Hilfe der Winde unbrauchbar sind, da der Kunststoffspoiler im Weg ist. Beim Ver- und Abladen sind zudem zwei dickere Bretter empfehlenswert, da die Neigung der Ladefläche ein Aufsetzen des Fahrzeuges wahrscheinlich macht.
An unserem traumhaft gelegenen, großzügigen Ferienhaus wurden wir von unseren vier Mitstreitern freudig und herzlich begrüßt. Bei unserer nun komplizierter gewordenen Planung vor Ort war uns bald klar, dass bei einer Mindestwartezeit von 3 Tagen unser Ersatzteil erst am Mittwoch ankommen würde. Somit musste für Ursel und mich ein Fahrzeug her, mit dem wir die beiden anderen Paare zumindest begleiten konnten. Das bedeutete: Carsten und Detlef bringen Eva und Linda etwa 30 km über kleine bis kleinste Straßen in 50 Minuten nach Oban, setzen diese dort ab, kommen wieder zu uns zurück und bringen auch uns in die Zivilisation. Dort entschied sich dann unser aller Schicksal in Form eines modernen Leihwagens französischer Provenienz. Es ist schon eine bemerkenswerte Erfahrung, nicht nur links zu fahren, was mir aus mehreren Englandurlauben vertraut ist, sondern dann noch auf der anderen Seite zu sitzen. Nachdem ich aber bald festgestellt hatte, dass mit dem Türgriff keine Gänge eingelegt werden können, mutierte ich langsam fahrtechnisch zum Briten.
Bereits hier merkt man schon, dass wir mit unserem Missgeschick nicht alleingelassen wurden. Natürlich konnten wir jetzt beim Einkauf mit einem großen Kofferraum punkten, aber letztlich war die Freude aller doch etwas durch den Fremdkörper Peugeot getrübt. Nun erlebten wir auf vielen Kilometern eine Landschaft, deren Beschreibung ich unseren Mitreisenden überlassen möchte, da der Leser doch die Freude nachempfinden soll, die ein offener Triumph in einer zum großen Teil atemberaubenden Umgebung vermittelt. Für mich war es bemerkenswert, dass Detlef anscheinend ein Navigationssystem im Kopf implantiert hat. Über selbst kleinste Pfade führte er uns zu Zielen, ohne dabei ein Hilfsmittel zu verwenden. Das ließ auf eine generalstabsmäßige Vorbereitung schließen.
Für Ursel und mich begann nun die Wartezeit auf das Ersatzteil, welches am Mittwoch und auch am Donnerstag nicht eintraf. An dieser Stelle trat nun Eva auf den Plan. In einem Englisch führte sie mit unserem Vermieter Telefongespräche, die mir selbst mit Google-Übersetzer nicht möglich gewesen wären, ganz abgesehen vom Verständnis der Einheimischen von verständlichem Englisch. Nun kannte Garry einen Postbeamten in Oban, von dem er erfuhr, dass Lynn in Inveraray mein Paket am nächsten Tag im Verteilerzentrum erwartete, und wir es dort um 9:00 Uhr entgegennehmen könnten. Das bedeutete – Paket mit Peugeot und Triumph abholen, Leihwagen nach Oban bringen, dort eine Werkstatt finden, die uns das Kreuzgelenk aus- und wieder einpressen lässt oder dieses selbst tut – mit dem TR zu unserem Haus nach Kilchrenan fahren und letztendlich das Teil einbauen (bei der nächsten Fahrt unbedingt eine ¼ Zoll Verlängerung mitnehmen). Mittlerweile hatten wir auch im Pub die Bekanntschaft von Jimdafish, einem Big-Healey-Fahrer gemacht, in dessen Garage wir zur Not das Teil auch selbst hätten einpressen können. Zum Glück übernahm eine kleine Werkstatt die Aufgabe, nachdem ich mit meinem englischen Halbwissen und  Carsten in professioneller Sprache dem Schottisch sprechenden Inhaber unseren Wunsch verständlich gemacht hatten.
Pünktlich zur Abfahrt war unser TR fertig, und wohlgemut trennten sich unsere Wege in der Nähe von Glasgow. Eva, Carsten, Linda und Detlef fuhren gemeinsam in Richtung Edinburgh, während Ursel und ich uns zum 340 km entfernten Penrith im Lake District aufmachten. Schon bald erhielten wir Begleitung durch ein leises, schleifendes Geräusch, was aber bei Autobahngeschwindigkeit nicht weiter auffiel. In einem empfehlenswerten B&B erlebten wir zwei wunderbare Tage in dieser wirklich lieblichen Gegend. Danach machten wir uns 270 km in Richtung Nottingham auf, das Geräusch war immer noch da, vielleicht ein bisschen lauter. Sherwood Forrest, Nottingham Castle und ein Stadtbummel machten auch diesen Zwischenstopp zum kurzweiligen Erlebnis. Von dort starteten wir am Mittwoch zum 340 km langen Weg nach Walmer bei Dover. Dort wurden wir in einem uns  bekannten B&B erwartet, welches wegen des Alters der Betreiber leider nicht mehr im Programm steht. Ein wirklich herzlicher Empfang half uns darüber hinweg, dass das Geräusch während der Fahrt nun tatsächlich lauter geworden war. Am Donnerstagmorgen erreichten wir nach einer rührenden Verabschiedung eine frühere Fähre nach Dünkirchen. Beim Befahren der Rampe war mir klar: Dieses Geräusch darfst du nicht mehr ignorieren! Meine Erinnerung trog mich, wenn ich glaubte, die erste Tankstelle sei kurz hinter dem Fährhafen. Nach 30 Kilometern nahm ich eine eingehende Inspektion aller Radlager vor. Es war natürlich das letzte, vorne links. Ein Kippeln in der Senkrechten deutete auf zu großes Spiel hin. Rad ab – Fettkappe ab, Kronenmutter überprüfen. Ist es richtig, wenn man diese mit den Fingern drehen kann? Meine spontane Antwort war: Nein! Der alte Splint wurde entfernt, konnte jedoch mangels eines solchen später nicht durch einen neuen ersetzt werden (beim nächsten Mal mitnehmen). Bis ich festgestellt hatte, dass diese Mutter mit dem Kreuzschlüssel anzuziehen ist, hatte mir ein französischer Monteur für Installationen eine entsprechende Nuss ausgeliehen. Nachdem ich das Spiel mit Fingerspitzengefühl nachgestellt hatte wohlwissend, dass dieses das Problem nur etwas verzögern würde, machten wir uns, für ca. 30 km von Nebengeräuschen befreit, auf den 350 km langen Weg nach Hause. Ab da gab es für mich nur einen Gedanken – ankommen!!! Zwar hatte ich den Schutzbrief in der Hinterhand, scheute aber den damit einhergehenden Aufwand.
Es ist kaum zu glauben. Am Abend kamen Ursel und ich wohlbehalten auf eigener Achse zu Hause an. Natürlich hatte unser TR einige Blessuren abbekommen. Ich bin aber sicher, ein modernes Fahrzeug hätte diesen Belastungen nicht standgehalten. Sicherlich wäre auch eine Reparatur dieses Umfanges mit eignen Mitteln nicht möglich gewesen.
Und ob ich solch eine Fahrt noch einmal unternehmen würde? Jederzeit mit diesen Mitreisenden – denn sie haben unser Missgeschick nicht nur mitgetragen, sondern unsere zeitweise auftretende Nervosität auch ertragen. Ich möchte mich nicht dazu versteigen, den Ausdruck TR-typisch zu benutzen. Aber unsere Gemeinschaft hat auch Ursel und mir zu einem unvergesslichen und auch schönen Erlebnis verholfen, zusammen mit Menschen, die TR fahren.

  

 

 

 

 

 

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